Amnesia -- Die letzte Erinnerung
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Die letzte Erinnerung
Lena erwachte in einem weißen Raum. Sie spürte, wie Elektroden an ihrem Kopf befestigt waren. Sie versuchte sich zu bewegen, aber sie war an einen Stuhl gefesselt. Sie sah einen Mann in einem weißen Kittel vor ihr stehen. Er lächelte sie freundlich an.
"Hallo, Lena. Ich bin Doktor Müller. Ich bin hier, um dir zu helfen."
"Zu helfen? Wobei? Wo bin ich? Was ist passiert?" Lena war verwirrt und ängstlich.
"Du bist in einem Forschungslabor. Wir haben dich hierher gebracht, weil du einen schweren Unfall hattest. Du hast dein Gedächtnis verloren."
"Mein Gedächtnis? Ich kann mich an nichts erinnern."
"Das ist normal. Du hast eine schwere Kopfverletzung erlitten. Aber keine Sorge, wir haben eine Möglichkeit gefunden, dein Gedächtnis wiederherzustellen."
"Wie denn?"
"Wir haben eine Maschine entwickelt, die deine Erinnerungen aus deinem Gehirn extrahieren und auf einen Computer übertragen kann. Dann können wir sie dir wieder zeigen und du kannst sie dir wieder einprägen."
"Das klingt unglaublich. Aber ist das sicher?"
"Absolut. Wir haben es schon mit vielen anderen Patienten gemacht und es hat immer funktioniert. Es ist völlig schmerzfrei und risikofrei."
"Und was ist mit meiner Zustimmung? Habe ich euch erlaubt, das zu tun?"
"Natürlich. Du hast uns eine schriftliche Einverständniserklärung gegeben, bevor du den Eingriff durchgeführt hast. Wir haben sie hier." Der Doktor zeigte ihr ein Papier mit ihrer Unterschrift.
"Aber ich kann mich nicht daran erinnern."
"Das ist normal. Du hast dich an nichts erinnert, als du hier ankamst. Aber du hast uns vertraut und uns deine Erlaubnis gegeben."
Lena war skeptisch, aber sie hatte keine andere Wahl. Sie wollte ihr Gedächtnis zurück.
"Gut. Was muss ich tun?"
"Nichts. Du musst dich nur entspannen und die Bilder auf dem Bildschirm vor dir anschauen. Das sind deine Erinnerungen. Wir werden sie dir in chronologischer Reihenfolge zeigen, von deiner Kindheit bis zu deinem Unfall."
"Und dann werde ich mich an alles erinnern?"
"Ja. Das ist der Plan."
Der Doktor drückte einen Knopf und der Bildschirm leuchtete auf.
Lena sah sich selbst als kleines Mädchen auf einem Spielplatz spielen. Sie sah ihre Eltern, ihre Freunde, ihre Schule. Sie sah ihre ersten Liebe, ihren Abschluss, ihren Job. Sie sah ihr Leben an sich vorbeiziehen.
Sie fühlte nichts.
Sie erkannte die Menschen und die Orte auf dem Bildschirm, aber sie spürte keine Verbindung zu ihnen. Sie waren wie Fremde für sie.
Sie fragte sich, ob das normal war.
Der Doktor beobachtete sie aufmerksam.
"Wie fühlst du dich?"
"Ich weiß nicht. Ich sehe alles, aber ich fühle nichts."
"Das ist normal. Deine Emotionen sind noch nicht wiederhergestellt. Das kommt später."
"Wann?"
"Bald. Sei geduldig."
Lena nickte und schaute weiter.
Sie sah sich selbst als junge Frau in einem Auto sitzen. Sie fuhr auf einer Landstraße entlang. Sie hörte Musik und sang mit.
Sie sah einen Lastwagen von der Gegenfahrbahn abkommen und auf sie zusteuern.
Sie sah den Aufprall.
Sie schrie.
Der Bildschirm wurde schwarz.
Lena zuckte zusammen.
"Was war das?"
"Das war dein Unfall."
"Ist das wirklich passiert?"
"Ja."
"Aber wie habe ich überlebt?"
"Du hattest Glück. Du wurdest rechtzeitig gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Du hattest mehrere Knochenbrüche und innere Blutungen, aber du hast es geschafft."
"Und mein Gedächtnis?"
"Das war das einzige, was du verloren hast. Aber wir haben es gerettet."
Lena war schockiert.
"Das ist alles?"
"Ja. Das ist alles."
"Aber das kann nicht sein. Das ist zu wenig. Da muss mehr sein."
"Was meinst du?"
"Ich meine, mein Leben. Das war mein Leben? Das war alles, was ich getan habe? Das war alles, was ich war?"
"Ja. Das war dein Leben."
Lena konnte es nicht glauben.
"Das ist so langweilig. So bedeutungslos. So leer."
"Das ist nicht wahr. Du hattest ein gutes Leben. Du hattest eine Familie, Freunde, einen Job. Du hattest Spaß, du hattest Liebe, du hattest Träume."
"Nein. Das hatte ich nicht. Das waren nur Bilder. Ich habe nichts gefühlt. Ich habe nichts gelebt."
"Das ist nicht wahr. Du hast alles gefühlt. Du hast alles gelebt."
"Nein. Das habe ich nicht."
"Doch. Das hast du."
Lena wurde wütend.
"Wie kannst du das wissen? Wie kannst du wissen, was ich gefühlt habe? Wie kannst du wissen, was ich gelebt habe? Du bist nur ein Arzt. Du bist nur ein Fremder. Du kennst mich nicht."
"Doch. Ich kenne dich."
"Nein. Das tust du nicht."
"Doch. Das tue ich."
Lena sah ihn an.
"Wer bist du?"
Der Doktor lächelte.
"Ich bin dein Mann."
Lena erstarrte.
"Was?"
"Ich bin dein Mann. Ich bin derjenige, der dich liebt. Ich bin derjenige, der dich gerettet hat."
Lena schüttelte den Kopf.
"Das ist nicht wahr. Das ist eine Lüge."
"Nein. Das ist die Wahrheit."
Lena sah ihn an.
"Aber du bist auf dem Bildschirm nicht aufgetaucht. Ich habe dich nie gesehen."
"Das liegt daran, dass ich deine letzte Erinnerung bin."
Der Doktor drückte einen Knopf und der Bildschirm leuchtete wieder auf.
Lena sah sich selbst in einem Restaurant sitzen. Sie trug ein rotes Kleid und eine Halskette mit einem Herzanhänger.
Sie sah den Doktor ihr gegenüber sitzen. Er trug einen Anzug und eine Krawatte.
Er lächelte sie an.
"Hallo, Lena. Ich bin Doktor Müller. Ich bin hier, um dir zu helfen."
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